Diese (fast) schwarz‐weiße und erste Papierarbeit von Dieter Heinze überhaupt trägt den Untertitel „Putin greift Kiew an. 24.2.22“. Eindringlich, voller Intensität ist dieses Werk. Gefertigt beim Aktzeichnen mit wenigen, sparsamen Pinselzügen. Ein Bild gewordenes Ergebnis des erschütternden Gefühls, das der Künstler hat „fließen“ lassen, sofort nachdem er vom Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gehört hatte.
In Rückenansicht ist eine nackte Gestalt wiedergegeben. Der wässrig‐ verfließende Farbauftrag durchpulst einerseits die Silhouette dieses, an sich stark anmutenden, männlichen Körpers. Andererseits unterstreicht Heinzes Gestus‘ die Bildidee, dass sich der fragmentarisch angedeutete Schmerzens‐Mann glimmend, verkohlend auflöst: Die Kopfpartie ist unvollendet, der Oberarm zerfetzt. Eine blutrote Linie teilt, links und rechts vom Gesäß, die Figur in ein „Oben“ und „Unten“. Ein unbarmherziger, bildlich schmerzhafter Schnitt durch die gesamte Menschheit?
Mit der Blickführung über den Akt als Rückenfigur werden wir unmittelbar hineingezogen ins ungewisse, leidvolle Geschehen. Sehen die Folgen dieses Angriffskrieges schonungslos vor Augen. Menschen ‐ schutzlos ausgeliefert. Bar jeden Besitzes. Nackt und entblößt. Leidend und von den Liebsten getrennt. Einsam, verwundet oder getötet. Dieter Heinzes Werk, zweifelsfrei ein visionäres Bild. Eine Pars pro Toto für das grausame, weltpolitische, geschichtliche Dilemma des 22.sten Jahrhunderts.
