Mein Vater kam 1945 aus dem befreiten KZ Buchenwald mit einem Rotkreuz-Transport in die Schweiz – er war damals 19 Jahre alt und völlig allein: Sein Vater, seine Mutter und seine Schwester waren alle in Treblinka vergast worden. Später heiratete er meine Mutter, sie war ein Waisenkind. Dies war meinem Vater recht. Intakte Familien mit zahlreichen Angehörigen ertrug er nicht. Sie führten ihm zu schmerzhaft den eigenen Verlust vor Augen.

Geboren 1963, Sohn eines Holocaustüberlebenden. Sein Vater wurde Ende der 1960er-Jahre Professor an der Universität Basel für organische Chemie. Daniel Gerson ist Historiker mit Schwerpunkt Moderne Jüdische Geschichte. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Bern. Seine Auseinandersetzung mit der Geschichte als Nachkomme eines Holocaustüberlebenden zeigt, dass die Erfahrung des Holocaust auch das Leben der zweiten Generation stark prägt.