Saša Konrad
200 x 100 x 3 cm (h x w x d)

Ich bin 1992 im Alter von 14 Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Bosnien, geflüchtet. Mit meiner Mutter und meinem Bruder und mit zwei Stofftaschen kamen wir in Winterlingen auf der Schwäbischen Alb an. Wir haben in Bosnien alles zurückgelassen. Ich dachte ja, dass wir bald wieder dorthin zurückkehren. Deshalb war Deutschland für mich ein gemischtes Erlebnis mit komischen Gefühlen. Nach den Sommerferien kam ich in die neunte Klasse der Hauptschule. In der Schule und durchs Fernsehen habe ich Deutsch gelernt. Meinen Hauptschulabschluss machte ich allerdings ohne Deutschnote – nach nur einem Jahr war ich der deutschen Sprache einfach nicht mächtig genug.
Zunächst sind wir übergangsweise in der Wohnung meiner Tante untergekommen, doch nach einigen Monaten hat ihr Vermieter Probleme gemacht. Eine deutsche Familie hat uns dann günstig ein altes, einfach ausgestattetes Bauernhaus vermietet. Im Dorf selbst habe ich nach kurzer Zeit dazu gehört und im Handballverein mitgespielt. So war ich gezwungen, schnell Deutsch zu lernen und zu sprechen. Und je besser ich mich hier eingelebt und je mehr Freunde ich gefunden hatte, desto geringer war das Verlangen, nach Bosnien zurückzugehen.
Lange Zeit war nicht klar, ob wir in Deutschland bleiben werden. Wir waren Flüchtlinge mit begrenzter Duldung. Auch konnte ich meine Jugend nicht unbeschwert ausleben, sondern musste mich früh mit den Problemen der Erwachsenen beschäftigen: Ich habe meine Eltern stets zu Behördengängen begleitet und für sie übersetzt. Mir ist der Umgang mit der Ausländerbehörde negativ in Erinnerung. Ich hatte dort das Gefühl, nicht willkommen zu sein.
Wenn es nicht zum Bürgerkrieg gekommen wäre, hätte ich Bosnien wohl nicht verlassen. Doch die prägenden Momente habe ich in Deutschland erlebt: Ich habe hier studiert und im Verein viele Freunde kennengelernt, die mich heute noch begleiten. Und das wichtigste: Hier sind meine Kinder auf die Welt gekommen. Es war mir wichtig, die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen. Hier fühle ich mich pudelwohl und möchte nicht nach Bosnien zurück – Deutschland ist meine Heimat geworden.
Interview und Textfassung: Laura Ilg

Exposé par :

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