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Das Interviews wurde 2012 durchgeführt und ist eine Momentaufnahme aus damaliger Perspektive.
Meine Mama ist mein großes Vorbild: Sie kam als Kind aus der Türkei, arbeitet als Abteilungsleiterin und engagiert sich ehrenamtlich für türkische Eltern. Gesellschaftliches Engagement ist mir auch wichtig. Ich bin im Integrationsbeirat und Jugendgemeinderat der Stadt Heilbronn. Für die Wahl habe ich Wahlplakate gemacht und in Schulen verteilt. Den echten Gemeinderat beraten wir hauptsächlich, aber ich bin stolz auf das, was wir erreichen.
Jungsein, heißt für mich vor allem, im Kopf frei zu sein. Wenn mir etwas gefällt, dann setze ich mich zu 100 Prozent dafür ein.
Ich war lange im Motorsport aktiv und bin erfolgreich gefahren. Es hat mich aber geärgert, bei jedem Erfolg stigmatisiert zu werden: „Ja ja, der Türke wieder“. Ich habe in sozialen Netzwerken Lästereien entdeckt. Ich versuche, da drüber zu stehen. Als mein erster Fahrlehrer mir fremdenfeindlich begegnet ist, habe ich zuerst das Gespräch gesucht. Darauf ist er nicht eingegangen. Konsequent habe ich die Fahrschule gewechselt und natürlich Beschwerde eingelegt.
Ich fühle mich generell als Deutscher. Nur manchmal, frage ich mich: Wer bin ich? Im Heimatland meiner Mutter war ich im Urlaub.
Ich höre gerne Hip-Hop und Elektro. Ich nutze die Mediathek, schaue Nachrichten und Reportagen. Ich will ich selbst über Hintergründe informieren. Dafür ist mir Mode eher unwichtig. Ich achte vor allem auf Qualität, nicht auf Marken. Und ich habe mich bei Facebook abgemeldet.
Ein Mädchen fände ich auch nur toll, wenn sie solche Sachen ähnlich sieht. Und sie muss ehrlich sein und mit mir komplett auf einer Wellenlänge liegen, da will ich mir 100 Prozent sicher sein. Eine Freundin zu haben, hat aber gerade keine Priorität.
Ich bin bald volljährig. Die nächste Stufe wäre wohl logischerweise der richtige Gemeinderat. Mal schauen, ob das klappt.
Interview und Text: Fabienne Kinzelmann