Petra Bräutigam und Klaus Spieske
200 x 100 x 3 cm (h x w x d)

Bräutigam: Mitte der 1970er Jahre bin ich von der Hauptschule auf ein Aufbaugymnasium mit Internat gewechselt. Die Initiative kam von mir selbst. Ich wäre gerne auf das Gymnasium gegangen, doch damals, vor der Bildungsreform, war das auf dem Land für Mädchen nicht üblich. Mein Bruder besuchte das Gymnasium. Er gab mir ein Drama von Brecht zu lesen. Das hat mich total fasziniert. Für mich war das Internat ein Abenteuer.
Spieske: Ich war auch im Internat. Wir haben uns dort kennengelernt. Man musste aber schon klare Regularien einhalten.
Spieske: In der 13. Klasse im März 1983 sind wir uns näher gekommen. Wir haben beieinander übernachtet, obwohl das extrem gegen die Regeln verstoßen hat. Hätten sie uns erwischt, wären wir von der Schule geflogen.
Bräutigam: Wir hatten beide verwandtschaftliche Beziehungen zur DDR. Ende der 1970er Jahre tauchte das Phänomen der Jugendarbeitslosigkeit zum ersten Mal in der BRD auf. Mir war bewusst, dass es das in der DDR so nicht gab. Ich habe vordergründig die sozialen Errungenschaften wahrgenommen und in meiner Naivität vieles idealisiert, denn als Kind verbrachte ich die Ferien dort in völliger Freiheit.(aus dem Interview noch ergänzt)
Spieske:. Auch ich hatte die sommerliche Idylle bei Verwandten in der DDR. Allerdings war für mich als Kind das Überqueren der martialisch wirkenden Grenze mit ihren autoritären Grenzwächtern prägend.
Bräutigam: Wir waren links eingestellt und haben uns in der Friedensbewegung engagiert. Ich bin zum Beispiel zu Anti-Strauß-Demos getrampt.
Spieske: Es war eine schlimme Zeit - voller Zukunftsängste. Das ist in der Jugend besonders belastend. Die Angst vor einem Atomkrieg war real. Nicht weit von uns, in Mutlangen, haben die Amerikaner Pershing II–Raketen stationiert. Ich war zur gleichen Zeit bei der Bundeswehr wie mein Cousin bei der Nationalen Volksarmee der DDR. Das war ein komisches Gefühl.
Bräutigam: Für uns war klar: Wenn es zum Krieg kommt, schießen mein Bruder in der Bundeswehr und der Mann meiner Tante in der Nationalen Volksarmee aufeinander. Es wäre ein Bruderkrieg gewesen.

Interview und Text: Laura Ilg

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