Rola El-Halabi
200 x 100 x 3 cm (h x w x d)

Das Interview ist 2012 geführt worden und ist eine Momentaufnahme aus der damaligen Perspektive.

Mit neun Jahren habe ich mit dem Boxen angefangen. Fast vier Jahre habe ich nur mit erwachsenen Männern trainiert, hatte keinen richtigen Gegner – niemand, mit dem ich mich messen konnte. Als ich im Boxring stand und dieses Adrenalin gespürt habe, war mir klar: Das ist das, was ich machen will. Mit 14 Jahren habe ich gesagt: Ich werde Weltmeisterin.
Es ist ein sehr anstrengendes Leben, ohne viel Privatsphäre. Ich war den ganzen Tag in der Schule, danach im Training, habe Hausaufgaben gemacht, gegessen und dann geschlafen. Das wars. Am Wochenende bin ich auf Lehrgänge oder Turniere gefahren. Ich konnte nicht spontan mit Freundinnen in die Disco gehen, sondern musste Wochen im Voraus planen. Und hatte ich einmal Freizeit, habe ich sie natürlich mit der Familie genutzt. Ansonsten habe ich sie ja kaum gesehen. Durch die frühe Trennung von der Familie bin ich allerdings selbstständig geworden und habe meine eigene Persönlichkeit entwickelt. Meine Entscheidung für den Sport bereue ich bis heute nicht. Allerdings würde ich es jetzt ein bisschen anders machen.
Meine libanesischen Wurzeln sind mir eigentlich gar nicht präsent, außer in meinem Aussehen und meinem Namen. In meine Erziehung sind die libanesischen Traditionen und die Kultur zwar eingeflossen. Allerdings haben meine Eltern viel Wert darauf gelegt, dass wir integriert sind, die deutsche Sprache perfekt beherrschen und einen deutschen Freundeskreis haben.
Der richtige Hype ging mit 17, 18 Jahren los, als ich in Ulm und Umgebung überall erkannt wurde. Mit dem Druck umzugehen, ist schwierig. Ich bin zum Glück immer ehrlich und habe nie Verhaltens- oder Rhetorikkurse belegt. Ich habe gesagt, was mir auf dem Herzen lag. Außerdem war Erfolg im Boxen immer mein Ziel, mein Traum. Mir war von vornherein klar, mit welchem Druck ich es zu tun haben werde. Boxen ist zu meinem Leben geworden. Es hat mich zu der Persönlichkeit gemacht, die ich heute bin. Durch den Sport habe ich gelernt, krasse Rückschläge einzustecken und wieder aufzustehen.

Interview, Textfassung: Laura Ilg

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