Meine Kindheits- und Jugenderinnerungen sind deutsch geprägt, sozusagen schwäbische Erinnerungen. Ich war 18 Monate alt, als meine Eltern als katalanische Gastarbeiter nach Horb gekommen sind. Die katalanischen Wurzeln waren in meiner Familie stark ausgeprägt. Wir haben zu Hause katalanisch gesprochen und sind im Sommer zu Verwandten nach Katalonien gefahren. Ich habe das geliebt, aber im Grunde fühle ich mich schon immer deutsch.
Wir Kinder sind nirgendwo angeeckt, überhaupt nicht. Ich und die anderen spanischen Kinder haben Cologne in die Haare bekommen. Das war für die Horber exotisch - sie sind mir durch die Haare gestrichen, haben daran gerochen. Mir war das unangenehm, schließlich wollte ich nicht immer etwas Besonderes sein. Allerdings hatten wir in der Volksschule eine Lehrerin, die Ausländerkinder per se in die letzte Reihe gesetzt und auf die Hauptschule geschickt hat. Nach der fünften Klasse habe ich gemerkt, dass ich mehr kann und bin auf die Realschule gewechselt.
Wir haben gemeinsam Lieder aufgenommen oder Platten ausgetauscht. Am Wochenende traf sich die Dorfjugend, um zusammen aus Horb raus zu fahren. Ins Kino, zu Konzerten oder in eine Kneipe mit Musik. Schlager waren in meiner Clique verpönt. Wir haben Rock und Blues gehört – also eher die Rolling Stones als Jürgen Marcus. In einer Kleinstadt wie Horb lebt man quasi in Vereinen. Ich war Ministrant und in der Freiwilligen Feuerwehr und im Spielmannszug aktiv. Lange Jahre habe ich in Horb Fußball gespielt, selbst als ich in Stuttgart zur Schule ging.

Interview und Textfassung: Laura Ilg